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Übertragung von Verantwortung von Ihnen als Eltern auf Ihr Kind

Mit zunehmendem Alter ist es für die Selbständigkeitsentwicklung des Kindes wichtig, mehr Verantwortung zu übernehmen. Sie sollten Ihr Kind darin unterstützen und ihm mehr Verantwortung übertragen.

Zur Vorbereitung:

Lesen Sie bitte die Checkliste zur Verantwortungsübertragung (Link weiter unten) und füllen diese in Ruhe aus. Sie können dies allein oder mit Ihrem Partner und/oder Kind(ern) tun.

Sind Sie zu mehreren, erhält jeder sein eigenes Exemplar und füllt auch alleine den Fragebogen aus. Sie werden überrascht sein, wie stark Ihre und die Einschätzungen der anderen bei manchen Fragen differieren können.

Im Anschluss können Sie die Checkliste(n) miteinander vergleichen und diskutieren. Hieraus ergeben sich oft schon erste Punkte, die vielleicht verändert werden können.

Hier finden Sie die Checkliste als pdf.

Sie können diese Checklisten nicht online ausfüllen, daher drucken Sie sie bitte aus.

Für die Auswertung schauen Sie, wo Sie die Kreuze gesetzt haben. Es gilt: je älter Ihr Kind ist, desto mehr Kreuze sollten Sie bei Ihrem Kind gemacht haben und weniger bei sich selbst bzw. Ihrem/er Partner/in.

Wenn Sie und Ihr Partner, oder ihr Kind und weitere Personen je einen Bogen ausgefüllt haben, prüfen Sie auch, ob es starke Abweichungen untereinander gibt. Sollte dies der Fall sein, dann haben Sie eine sehr unterschiedliche Sichtweise, wer welche Aufgaben übernimmt. Überlegen Sie, woran das liegen könnte und versuchen Sie dann gemeinsam, die Bögen entsprechend anzugleichen, um so zu einem Konsens zu kommen.

Wenn Sie unsicher sind, ob Sie ihrem Kind zu viel oder zu wenig Verantwortung übertragen, dann tauschen Sie sich hierüber aus, z.B. mit dem behandelnden Arzt und/oder anderen ebenfalls betroffenen Eltern. (siehe auch hier).

Wenn Sie als Eltern:

  • sich wünschen, dass ihr Kind mehr Verantwortung übernimmt
  • den Eindruck haben, dass Ihr Kind seine Erkrankung und die damit verbundenen Aufgaben gut meistert und es ruhig auch noch weitere Aufgaben übernehmen könnte
  • beim Ausfüllen der Checkliste zur Verantwortungsübertragung feststellen, dass Sie als Eltern (noch) zu viele Aufgaben für Ihr Kind übernehmen (z.B. kümmern Sie sich noch um sämtliche Terminvereinbarungen und Rezepte, obwohl Ihr Kind schon bald zum Studieren in eine andere Stadt gehen wird)

Oder Wenn Ihr Kind:

  • sich selbst wünscht, mehr Verantwortung zu übernehmen und dies von Ihnen als Eltern einfordert
  • keine Anstalten macht, mehr Verantwortung für sich/seine Erkrankung zu übernehmen

Sollte einer der oben genannten Sachverhalte für Sie zutreffen, ist es zunächst wichtig, dass Sie folgende Punkte überprüfen:

Selbstmanagement bedeutet in Bezug auf eine chronische Erkrankung, selbige im Lebensalltag „zu meistern/managen“, also Experte der eigenen Erkrankung zu werden. Dies bedeutet, dass mit zunehmendem Alter Ihr Kind selbst als Patient mit dem Arzt/Behandlungsteam als „Partner“ im Team zusammenarbeitet und so die idealen Rahmenbedingungen einen nach Möglichkeit optimalen Krankheitsverlauf gewährleistet.

Selbstmanagement erfordert ein hohes Maß an Eigenverantwortung.

Eine WHO-Studie unter der deutschen Leitung von Prof. Klaus Hurrelmann zeigt, dass es durch Selbstmanagement nachweislich zu einer erhöhten Lebensqualität, einem verbesserten Krankheitsverlauf und einer Kostenreduktion im Gesundheitssystem kommt. Es lohnt sich also auf jeder Ebene ein Mehr an Selbstmanagement anzustreben!

Überprüfen Sie nach dem „3-Punkte-Prüfsystem“, ob:

  1. Ihr Kind ausreichend WISSEN über seine Erkrankung und die Behandlung hat.Das bedeutet: Ihr Kind weiß genau, was es hat und was es wann tun muss, z.B. welche Medikamente es wann und in welcher Dosierung nehmen muss („ich weiß“).
  2. Ihr Kind dieses Wissen auch praktisch umsetzen KANN. Das bedeutet: Ihr Kind KANN sich seine Medikamente selber verabreichen, z.B. die wöchentliche MTX-Gabe mit dem Pen  („ich kann“).
  3. Und Ihr Kind WILL das auch. Das bedeutet: Ihr Kind WILL die erforderlichen, notwendigen und verabredeten Dinge in Bezug auf seine Erkrankung umsetzen („ich will“).

Viele Eltern berichten, dass sie nicht verstehen, warum es im Krankheitsmanagement nicht gut klappt, obwohl ihr Kind doch genau wisse, warum es so wichtig sei und diese Dinge auch alle könne (z.B. regelmäßige Durchführung der physiotherapeutischen Übungen). Sie vergessen dabei allerdings, dass nur alle drei Zutaten zusammen die Voraussetzung dafür sind, dass ihr Kind die bei seiner Erkrankung erforderlichen Dinge auch tatsächlich umsetzt.

Meist fehlt einer der Punkte und dann klappt es nicht. Häufig ist dies Punkt 3, der auch gerne „Motivation“ genannt wird und mit der ist es bekanntermaßen gerade im Teenageralter recht schwierig. Um die Motivation zu erhöhen gibt es aber auch einige Möglichkeiten, aber dazu später mehr.

Wenn Sie Ihrem Kind mehr Verantwortung übertragen möchten, ist eine gute Planung wichtig. Wir haben Ihnen hierzu einen Ablaufplan erstellt, an dem Sie sich orientieren können.

  1. Überprüfen Sie, ob Sie selbst schon so weit sind, ihrem Kind mehr Verantwortung zu übertragen.
  2. Besprechen Sie dies auch gemeinsam mit ihrem/r Partner/in. Es ist wichtig, dass sie beide an einem Strang ziehen.
  3. Setzen Sie sich mit Ihrem Kind zusammen. Nehmen Sie sich hierzu ausreichend Zeit und tun sie dies nicht einfach zwischen Tür und Angel. Fragen Sie ihr Kind, welche Punkte es sich vorstellen könnte, selbst durchzuführen. Gesprächsgrundlage könnte der Verantwortungsbogen sein, den sie vorher gemeinsam ausgefüllt und besprochen haben.
  4. Vereinbaren Sie gemeinsam mit ihrem Kind einen bis maximal zwei Punkte, um die es sich ab jetzt eigenständig kümmern möchte.
  5. Besprechen Sie gemeinsam, was diese Aufgabe(n) im Detail genau beinhalten (z.B. eigenständige Medikamentengabe: wann und wie sollen die Medikamente eingenommen/verabreicht werden).
  6. Vereinbaren Sie ebenfalls eine Vorgehensweise zur Überprüfung.
    Beispiel eigenständige Medikamentenabgabe durch ihr Kind:
    -Ihr Kind hat nun die Verantwortung für die Einnahme/Abgabe der Medikamente (z.B. jeden Morgen und Abend).
    -Sie haben gemeinsam ein festes Zeitfenster hierfür verabredet (z.B. nach dem Aufstehen und vor dem Zubettgehen).
    -Ihr Kind hat die Verantwortung, aber Sie haben gemeinsam verabredet, dass Sie Ihr Kind beispielsweise nach 30 Minuten „kontrollieren“ und nachfragen dürfen, ob es die Medikamente eingenommen hat.
    -Es mag etwas paradox klingen, dass Sie mit ihrem Kind einen Konsens über die Zulässigkeit von Kritik vereinbart haben: „Ich gebe grundsätzlich meinen Eltern die Erlaubnis mich nach 30 Minuten Zeitverzug anzusprechen!“, aber es ist richtig und sinnvoll eine solche Vereinbarung zu treffen.
  7. Vereinbaren Sie ebenfalls gemeinsam einen Konsens über mögliche Sanktionen, wenn die Vereinbarung(en) nicht eingehalten werden.
  8. Es ist wichtig, dass die gesamten vereinbarten Punkte aufschreiben und am besten auch alle unterschreiben. Hier finden Sie einige mögliche Vorlagen zu einem solchen „Vertrag“ (bitte hier Link zu Vertrag einfügen).
  9. Am Ende ist es noch wichtig, dass Sie alle vereinbarten Punkte zusammen überprüfen: Ist die Vereinbarung ein Gewinn für alle? Gibt es Verlierer?
  10. Falls es noch Unstimmigkeiten gibt, dann verändern Sie selbige.
  11. Belohnung: Vereinbaren Sie eine Belohnung, wenn der Plan bis zum vereinbarten Zeitpunkt eingehalten wird. Dies kann z.B. eine schöne gemeinsame Aktivität sein, an der alle Spaß daran haben. Oder Sie vereinbaren eine separate Belohnung für Ihr Kind und dann natürlich auch für sich selbst/Sie beide als Elternpaar.
  12. Und nun kann es losgehen! Lassen Sie die tägliche Praxis entscheiden und prüfen Sie, wie alltagstauglich Ihr Plan ist.
  13. Setzen Sie sich zum vereinbarten Termin wieder zusammen (der Abstand sollte nicht zu lang, aber auch nicht zu kurz sein, die Erstüberprüfung könnte nach 1-2 Wochen erfolgen, nach erfolgreicher Überprüfung können Sie beispielsweise jeweils eine weitere Woche dazu nehmen und die Abstände systematisch so zu verlängern.
  14. Wenn Sie möchten, können Sie auch eine Art Tagebuch führen und eintragen, wie gut es Ihnen und ihrem Kind gelingt, sich an die Vereinbarungen zu halten. Beachten Sie, dass auch Sie als Eltern sich an die Vereinbarung halten müssen, also z.B. nicht ständig Ihr Kind fragen, ob es seine Medikamente bereits genommen hat. Überprüfen Sie auch, wie es Ihnen damit geht, dass Ihr Kind sich nun selbst um … kümmert.
  15. Wenn diese Aufgabenübernahme im Kleinen gut funktioniert, dann können Sie die jeweilige Aufgabe nach einer Weile dann auch offiziell an ihr Kind übertragen, so dass es diese Aufgabe auch weiterhin selbstständig durchführt. Dies bedeutet im Gegenzug natürlich auch, dass Sie dieses selbst nicht mehr erledigen und auch nicht mehr „andauernd“ nachfragen.
  16. Und vergessen Sie nicht die vereinbarte Belohnung!
  17. Analog können Sie mit weiteren Aufgabenbereichen umgehen.

Zur Autorin

Melanie Gräßer ist Diplom-Psychologin und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.