Als Eltern eines an Rheuma erkrankten Kindes denkt man darüber nach, welchen Beruf das Kind mit seiner Erkrankung lernen kann. Dann kommen die ersten Ideen des Kindes … und die ersten Reaktionen der Eltern. Zum Beispiel: „Nein, davon würden wir dir abraten“ oder „Das wird zu anstrengend für deine kranken Gelenke!“, „Denk mal an deine Medikamente, die das Immunsystem schwächen“. In dieser Situation betrat der Berufsberater der Bundesagentur für Arbeit das Spielfeld. Er ordnete mit viel Professionalität die Gedanken unseres Sohnes und die von uns Eltern.
Hilfreiche Beratung
In der Schule unseres Sohnes kam zunächst ein Berufsberater und sprach mit den Kindern. Es folgte eine Informationsveranstaltung mit den Eltern, bei der wir einen Termin zur persönlichen Berufsberatung im Amt machen konnten. Bei diesem Termin entpuppte sich der Berater als Mensch mit viel Erfahrung und Weitsicht. In dem Gespräch ließ sich der Berater geduldig Richards Situation und die Erkrankung erklären. Nachdem wir diverse Unterlagen vorgelegt hatten, stellte unser Berater fest, dass wir einen neuen Termin bei einem Rehaberater benötigten. Bei einem Rehaberater? Wir wollen doch nicht zur Rehaklinik fahren. Der Berater erklärte, dass es sich dabei um einen besonderen Berater handele, der chronisch Kranken den Weg in das Berufsleben aufzeigt. Wir nahmen den Vorschlag dankend an und erfuhren von der Rehaberaterin, welche Möglichkeiten der Unterstützung und der Förderung es für Richard gibt. Nach dem Termin waren wir alle drei ziemlich „erschlagen“ von den vielen Möglichkeiten. In dieser Phase fuhr Richard zum ersten Mal allein zu einem Transition-Camp der Rheuma-Liga. Dabei lernte er andere Jugendliche und Mitarbeiter der Deutschen Rheuma-Liga und der aktion luftsprung kennen. In vielen Gesprächen gelang es, die Gedanken unseres Sohnes zu ordnen.
Richard übernimmt das Feld
Den nächsten Termin bei der Bundesagentur für Arbeit bestritt unser Sohn souverän und selbstbestimmt. Er weiß, was er einmal machen möchte: Richard möchte Notfallsanitäter werden. Das unterstützen wir. Alles in allem kann ich als Vater eines an Rheuma erkrankten Kindes nur dazu aufrufen: Nutzen Sie die bestehenden Institutionen und Vereine zur Hilfe, um den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern. Vor allem für uns Eltern ist es eine große Hilfe zur Entscheidungsfindung. Denn am Ende müssen unsere Kinder mit ihrer Entscheidung leben. Das müssen wir Eltern beachten und akzeptieren.
Autor: Mario Habermann-Krebs ist Bundessprecher im Ausschuss für Eltern rheumakranker Kinder und Jugendlicher.