„Ein Psychologe kann uns helfen? Das haben wir nicht gewusst, auch unser Rheumatologe oder Kinderarzt hat uns das nicht gesagt.“ Bisher sind mir nur wenige Familien bekannt, die einen Psychologen aufgrund der rheumatischen Erkrankung ihres Kindes empfohlen bekommen haben. Oder ist das ein Tabuthema für Eltern?
Manchmal gibt es Themen, die die Kinder und Jugendlichen gar nicht mit den Eltern besprechen möchten. Ja, das gibt es. Die Kinder und Jugendlichen vermeiden dies, da sie merken, wie belastet ihre Eltern sind oder wie viele Sorgen sie sich um ihren Nachwuchs machen.
Liebe Eltern, bitte macht euch jetzt keine Vorwürfe! Ihr habt alles, was ihr bisher getan habt für eure Kids, nach bestem Wissen und Gewissen gemacht. Seid stolz auf euch und eure Kinder, besonders, wenn ihr bemerkt, dass sie ihre eigenen Wege gehen. Das kann auch heißen, dass sie sich für manche Themen zurückziehen oder euch nicht teilhaben lassen. Und gerade, wenn ihr Eltern den Eindruck habt, dass eurem Nachwuchs etwas auf die Seele drückt: Genau da kann ein Kinder- und Jugendtherapeut für beide Seiten eine sehr große Unterstützung sein, die dazu beiträgt, trotz großer Belastungen, Ängste und Sorgen zufrieden und entspannt leben zu können. Hier können Kinder und Jugendliche sowie Eltern, Geschwister, aber auch Freunde und Familie einen Umgang mit der Erkrankung und den dazugehörigen Hürden wie Ausgrenzung, Ängsten und Rückzug sowie Schmerzen und vielem mehr lernen. Eine Psychotherapie lohnt sich für jeden!
Unserer Erfahrung nach kann ein Kinder- und Jugendpsychotherapeut unterstützen bei der Diagnostik, bei der Krankheitsakzeptanz, aber auch im Umgang mit der Erkrankung in Familie, Schule und in der Freizeit, etwa bei Vereinen oder mit Freunden. Er kann auch einfach mal nur zuhören, was zur Entlastung der Kids dienen kann. Gemeinsam mit dem Therapeuten können Kinder und Jugendliche Strategien entwickeln für den Umgang mit den bestehenden Schwierigkeiten. Ein Therapeut hilft aber auch dabei, Funktionierendes im Leben der Kids zu (ver-) stärken. Wichtig sind Dinge wie Nein- Sagen und um Hilfe bitten lernen, eigene Bedürfnisse erkennen und auszusprechen, der Umgang mit Ablehnung und Kritik, aber auch das Annehmen von Lob, Zuwendung und Hilfe. In der Therapie können Kinder und Jugendliche auch lernen, Gefühle zu äußern, etwa Angst, Traurigkeit, Wut, Freude, Glück, Stolz. Ein wichtiger Bestandteil kann das Erlernen von Entspannungstechniken sein und die Integration von Achtsamkeit in den Alltag. Und nicht zuletzt kann der Therapeut Unterstützungsmaßnahmen anregen oder einleiten, etwa die Beantragung eines Grads der Behinderung, den Einsatz einer Familienhilfe, Nachteilsausgleich, Schulbegleitung oder Kontakt zum Berufsbildungswerk.
Erfahrungen einer Familie aus dem Norden – Name der Rheuma-Liga bekannt