Was versteht man unter einer Uveitis?
Eine Uveitis ist eine innere Augenentzündung. Man unterscheidet diese anatomisch anhand der Strukturen, die betroffen sind, also das vordere Auge, das mittlere Auge oder das hintere Auge. Die Symptome unterscheiden sich je nach der Struktur, die betroffen ist. Bei Kindern ist die vordere Augenentzündung mit über 80 Prozent die mit Abstand häufigste Form.
Mit welchen Symptomen zeigt sich eine Augenbeteiligung bei Kindern?
Leider verläuft die Entzündung bei Kindern sehr heimtückisch: Während Erwachsene starke Schmerzen haben, lichtscheu sind und sich die Augen röten und tränen, haben Kinder oft lange gar keine Symptome. Wenn die Regenbogenhaut betroffen ist, kann man das nach längerer oder heftiger Entzündung an der sogenannten Kleeblattpupille erkennen: Die schwarze Pupille in der Augenmitte hat dann zipfelige Ausläufer. Wenn man diese Erscheinung beobachtet, ist die Entzündung aber schon in vollem Gang. Deshalb ist es extrem wichtig, dass Kinder mit juveniler idiopathischer Arthritis regelmäßig zum Augenarzt gehen, um eine etwaige Entzündung im Frühstadium zu erkennen und behandeln zu können.
Wie häufig sollten betroffene Kinder zur Früherkennung zum Augenarzt?
Das sollten die Eltern mit dem behandelnden Rheumatologen besprechen. In der Regel ist ein ierteljährlicher Check ratsam. Liegt der sogenannte ANA-Wert hoch, das ist ein Blutwert, dann ist eine engmaschige Kontrolle besonders wichtig: Diese Kinder haben ein besonders hohes Risiko für eine Augenbeteiligung.
Wie erfolgt die Untersuchung?
Der Augenarzt untersucht mit der Spaltlampe (Mikroskop), ob sich Entzündungszeichen im Auge zeigen und ob die Pupillen Verklebungen mit der Linse aufweisen. Meist gehört auch ein Sehtest dazu. Der Augenarzt entscheidet dann, ob eine weitere Untersuchung nötig ist, zu der die Augen weit getropft werden. Dann bekommt das Kind Augentropfen, die die Pupillen erweitern. Es dauert einige Zeit, bis diese Tropfen wirken, und sie können kurz nach dem Einträufeln im Auge ein Brennen verursachen. Anschließend kann das Kind für wenige Stunden nicht ganz scharf sehen.
Was passiert, wenn man eine Uveitis nicht oder zu spät behandelt?
Unbehandelt ist eine Augenentzündung eine Gefahr fürs Auge. Breitet sich die Entzündung ungehindert aus, könnte das Kind im schlimmsten Fall erblinden. Erfolgt die Behandlung zu spät, kann es passieren, dass die Entzündung bestimmte Strukturen im Auge irreparabel schädigt. Die Entzündung kann beispielsweise die Augenlinse trüben, das Gewebe der Iris verändern, die Hornhaut trüben, den Augendruck verändern, indem der Ziliarkörper beschädigt wird – das ist eine Struktur, die hinter der Regenbogenhaut sitzt. Grundsätzlich muss man aber sagen, dass wir dank der modernen Medikamente heutzutage weniger dramatische Verläufe haben als noch vor 25 Jahren.
Wie sieht die Therapie aus?
Ich persönlich stimme die Therapie immer mit dem behandelnden Rheumatologen ab. Bei einem kleinen Anflug einer Entzündung bekommt das Kind als Erstes kortisonhaltige Augentropfen. Eine weitere Möglichkeit sind Basistherapien, die die Entzündung allgemein hemmen. Auch Biologika spielen eine große Rolle, wenn es darum geht, die Entzündung am Auge einzudämmen.
Was müssen Eltern und Kinder dabei beachten?
Kortisonhaltige Augentropfen können bei etwa 20 Prozent der Menschen den Augendruck vorübergehend erhöhen. Außerdem darf man diese Tropfen nicht einfach absetzen, sondern muss sie ausschleichen. Dazu gibt der Augenarzt einen Plan mit, auf dem genau steht, wann und wie die Dosis reduziert wird.
Wann bekommen Kinder zusätzliche Augentropfen, die die Pupillen weit stellen?
Je nachdem, wie weit die Entzündung fortgeschritten ist, benutzen Augenärzte diese Tropfen wie einen Gipsverband für die Iris: Diese Tropfen stellen die Pupillen weit, damit sie nicht durch die Entzündung verkleben und dauerhafte Schäden entstehen.
Welche Rolle spielt der Augendruck?
Im gesunden Auge gibt es ein ständiges Gleichgewicht zwischen neu produziertem und abfließendem Kammerwasser. Ist dies gestört, verändert sich der Augendruck. Ein zu hoher Augendruck ist gefährlich, weil er den Sehnerv schädigen kann. Ein zu niedriger Druck ist aber auch nicht gut, weil das Auge dann einen Teil seiner physikalischen Stabilität einbüßt: Es wird weicher, unter Umständen verschlechtert sich die Sehschärfe. Zu niedriger Druck und chronische Entzündung kann zu Kalkeinlagerungen in der Hornhaut führen, die ebenfalls das Sehen beeinträchtigen.
Kann eine Augenbeteiligung auch wieder zur Ruhe kommen?
Ja, natürlich. Wenn das Kind länger beschwerdefrei ist, kann man die Intervalle für die Untersuchungen auch verlängern. Durch die neuen Therapiemöglichkeiten beobachten wir mittlerweile seltener Spätkomplikationen.
Was hat es mit der OCT-Untersuchung auf sich, wann ist diese sinnvoll?
OCT steht für Optisches Kohärenztomogramm. Darunter versteht man eine Untersuchung mit kohärentem Licht, das die verschiedenen Schichten im Auge scannt – vergleichbar mit einem hochauflösenden Ultraschall. Mithilfe des OCT kann man zum Beispiel von der Netzhautmitte gute Aufnahmen machen. OCTs setzt man bei der Uveitis vor allem dann ein, wenn man ausschließen möchte, dass sich ein sogenanntes Makulaödem gebildet hat, also eine Flüssigkeitsansammlung an der Stelle des schärfsten Sehens. Man macht diese Aufnahmen auch, um auszuschließen, dass die Entzündung sich auf das hintere Auge ausgebreitet hat, etwa, wenn sich die Sehschärfe bei einer akuten Entzündung verschlechtert hat. Ein OCT kostet 105 Euro. Leider übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten für diese Untersuchung in der Regel nicht, und auch nicht jeder Augenarzt verfügt über ein solches Gerät.
Zur Autorin
DR. SIMONE POTTHÖFER ist niedergelassene Augenärztin in Berlin und betreut zahlreiche rheumakranke Kinder.