Das therapeutische Reiten ist für Kinder und Jugendliche mit JIA ideal. Hierbei sitzt man auf dem Pferderücken ohne festen Sattel und das Pferd wird in der Gangart Schritt geführt. So kann sich die Bewegung des Pferderückens gut auf Becken und Wirbelsäule des Reiters übertragen. Die Beckenbewegung des normalen Gehens wird angebahnt. Die entstehende Rotation in der Wirbelsäule wirkt sich positiv auf das vegetative Nervensystem und dadurch positiv auf das Schmerzempfinden aus. Ebenso normalisiert sich die Muskelspannung. Mit verschiedenen Übungen können gezielt Haltung und Gleichgewichtsreaktionen trainiert werden.
Im sozialpädiatrischen Zentrum der Charité Berlin werden seit einiger Zeit Sportkurse für rheumakranke Kinder angeboten. Diese, teilweise in Kooperation mit der Rheuma-Liga Berlin organisierten Angebote, verstehen sich als sinnvolle Ergänzung konventioneller Therapiemethoden. Nach Projekten wie Tauchen, Einradfahren, Yoga, Tanzen und Klettern entstand nun ein therapeutischer Reitkurs. Die „Rheumakinder“ waren dazu auf einem Reiterhof und haben auch beim Putzen und Satteln der Pferde geholfen. Auf dem Rücken der Tiere haben sie Rollen vorwärts und rückwärts und sogar freihändiges Reiten im Stehen vollbracht.
Ängste wurden abgebaut – und so sind die Kinder neben all dem therapeutischen Nutzen mit einem gestärkten Selbstwertgefühl und neuem Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten wieder nach Hause gefahren. Sie hatten eine wunderschöne Zeit und viel Spaß mit den Pferden. Leider ist die Finanzierung solcher Projekte schwierig und oft nur durch private Initiative möglich. Aber die strahlenden Kinderaugen sollten Ansporn sein, Möglichkeiten zu schaffen.
In kleinerem Rahmen geht es aber auch in Wohnortnähe. Zum Beispiel hatte unsere an JIA erkrankte Tochter als Dreijährige ganz in unserer Nähe Gelegenheit, bei einer befreundeten Pferdebesitzerin einmal in der Woche auf der Weide zu „reiten“. Natürlich waren auch Geschwister und Freunde dabei. Die Kinder konnten durch den regelmäßigen Kontakt Vertrauen zu den Pferden aufbauen. Nach und nach wurden sie immer mutiger und experimentierfreudiger. Unsere Tochter hat es genossen, mit den anderen Kindern zusammen sportlich aktiv zu sein, da sie sonst im Alltag auf ihren Roller angewiesen war. Hier nun konnte sie es den anderen gleichtun.
Susanne Ott, Physiotherapeutin und betroffene Mutter, beraten durch Renate Suhr, Physiotherapeutin an der Charité Berlin