„Loslassen – der Weg vom Kind zum entscheidungsfähigen jungen Menschen/Erwachsenen“: Unter diesem Motto trafen sich die Landeselternsprecher und deren Vertreter im November zum Eltern-Workshop in Köln.
Den Prozess des Loslassens kennt jeder. In ganz vielfältigen Lebenssituationen muss man akzeptieren, dass sich etwas verändert, Abschied nehmen von liebgewordenen Gewohnheiten, Kindern mit zunehmendem Alter mehr Freiraum geben. Was das im Speziellen für Eltern mit einem rheumakranken Kind/Jugendlichen bedeutet, das wollten wir in diesem Seminar herausfinden. Das Projekt erfolgte mit finanzieller Unterstützung des Kinder- und Jugendplan des Bundes und MSD.
Wir starteten Freitagabend mit Susann Liman, Kinder- und Jugend-Psychotherapeutin, in eine erste Kennenlernrunde und tauschten unsere Erwartungen aus. Diese reichten von allgemeinen Tipps zum Loslassen bis zur Frage „Wie kann ich gelassen loslassen?“. Der Samstag startete mit einem sehr anschaulichen Bericht der Bundeselternsprecherin Barbara Markus über die Erfahrungen, die sie mit ihrer rheumakranken Tochter im Laufe von vielen Jahren machte.
Verantwortung langsam abgeben
Melanie Gräßer, Jugend- und Kinder-Psychotherapeutin, erklärte den Unterschied zwischen den Entwicklungs- und Reifestufen eines gesunden und denen eines chronisch kranken Kinds. Hier war schnell klar, dass man die Kinder nicht als kleine Erwachsene sehen darf. Auch wenn chronisch kranke Kinder erwachsener wirken als gleichaltrige gesunde Kinder: Sie wollen spielen, herumalbern und toben, wie alle anderen auch.
Aus Sicht des Kinder-Rheumatologen erläuterte Dr. Joachim Peitz, wie der Übergang vom Kinder- zum Erwachsenen-Rheumatologen (Transition) erfolgreich gestaltet werden kann. Er machte sehr deutlich, dass eine gute Transition nur dann möglich ist, wenn alle Beteiligten vertrauensvoll miteinander arbeiten und kommunizieren. Die Kinder frühzeitig an die Verantwortung für die eigene Krankheit heranzu führen, sollte Ziel der Eltern sein. Eine aus führliche Dokumentation des Krankheitsverlaufs durch den Rheumatologen erleichtere den Übergang ebenso, wie die Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten weiterbehandelnden Arzt.
Vertrauensbildung üben
Am Nachmittag ging es ins Grüne. Mit einem besonderen Band wurde die Vertrauensbildung anschaulich „geübt“. Alle Teilnehmer lehnten sich entspannt in ein elastisches Tuch, das sich durch kleinste Bewegung veränderte. Es war nicht für jeden leicht, sich darauf einzulassen, stellte aber eindrucksvoll dar, wie wichtig ein vertrauensvolles Miteinander im Leben ist.
Am Sonntag hielten alle Rückschau: „Was kann ich schon gut im Loslass-Prozess, was klappt noch nicht so gut und was macht mir noch Probleme?“. Schön war zu erkennen, dass die eigene Einschätzung aller Teilnehmer viel differenzierter und positiver ausfiel, als zu Beginn. Alle Teilnehmer wurden zur weiteren Motivation mit einer Urkunde als „Loslass- Experte“ ausgezeichnet. Als Resümee der Veranstaltung brachte es ein Teilnehmer humorvoll auf den Punkt: „Ich kann loslassen, will es aber eigentlich nicht!“