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Ganz besondere Großeltern

Großeltern sind für die erkrankten Kinder, und natürlich auch für Geschwisterkinder ganz wichtige Bezugspersonen. © Ermolaev Alexandr - Fotolia.com

Wie verhält man sich als Großeltern, wenn das Enkelkind an einer rheumatischen Erkrankung erkrankt? Denn das bedeutet auch für Großeltern eine große Veränderung. Mit dem Enkel verreisen, Sport treiben oder spontan etwas unternehmen – was vorher selbstverständlich war, wird nun problematisch.

Viele heutige Großeltern sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, in der der Umgang mit behinderten Menschen nicht alltäglich war. Inklusion und Integration gab es in der heutigen Form nicht – behinderte Kinder wurden in extra Einrichtungen betreut und lebten häufig außerhalb der „gesunden“ Gesellschaft.

Manchen Großeltern fällt der Umgang mit einem erkrankten Enkelkind schwer: Plötzlich ändert sich vieles, was vorher so einfach war. Gemeinsame Unternehmungen mit Großeltern und Enkelkind sind häufig nicht mehr spontan und nur eingeschränkt möglich. Medikamentengaben wie zum Beispiel die Verabreichung einer MTX-Spritze überfordern Oma und Opa. Die Verantwortung, für die Gesundheit des Enkelkinds zuständig zu sein, während man es betreut, wiegt häufig schwer. Zu der Verunsicherung hinsichtlich des „richtigen“ Umgangs mit dem Kind kommt häufig die Schwierigkeit, offen über seine Gefühle, Sorgen und Ängste diesbezüglich zu sprechen. Viele Großeltern sind noch aktiv und fit. Trotzdem fällt es ihnen manchmal schwer, die quirligen Enkelkinder zu beaufsichtigen – doch mögen sie nicht Nein sagen, wenn die Eltern um diesen Gefallen bitten.

Sorge für Geschwisterkinder

Großeltern sind nicht nur für die erkrankten Kinder, sondern speziell auch für Geschwisterkinder ganz wichtige Bezugspersonen. Wenn die Eltern aufgrund von Klinikaufenthalten und Therapien wenig Zeit für die Geschwisterkinder haben, können Oma und Opa ausgleichend eingreifen und den Geschwisterkindern Zeit und Aufmerksamkeit widmen.

Für die Großeltern kommt zur Sorge um das Enkelkind noch die Sorge um die Situation des eigenen Kinds hinzu. Häufig wird das eigene, erwachsene Kind wieder zum „Kind“, das die Hilfe seiner Eltern braucht. Schwierigkeiten können auftreten, wenn die Großeltern sich sehr stark engagieren. Dann können die Eltern wieder die Rolle der Kinder einnehmen, die von ihren Eltern unterstützt werden. Dies kann auch zu Auseinandersetzungen führen. Typische Gründe für Streit sind zum Beispiel unterschiedliche Vorstellungen über Ernährung, Ordnung oder Erziehung. Großeltern sollten ihre Kinder und deren Vorstellungen und Lebensweise akzeptieren, auch wenn diese von ihrem Idealbild abweicht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie hilfreich es sein kann, klare Wünsche hinsichtlich Hilfsangeboten zu äußern. Auch das Thema Grenzen sollte kein Tabu sein. Viele Großeltern von heute stehen selbst noch im Berufsleben und haben ihre eigenen Bedürfnisse und Wünsche. Nachdem sie die Verantwortung und Sorge für ihre eigenen Kinder nun nicht mehr tragen müssen, kommt plötzlich wieder ganz viel neue Verantwortung auf sie zu, wenn sie in die Großelternrolle schlüpfen.

Gegenseitig Grenzen respektieren

Ein offenes Gespräch über Wünsche und Möglichkeiten kann hilfreich sein, denn auch Großeltern sind nicht unbegrenzt belastbar. Auch Oma und Opa dürfen Nein sagen, ohne ein schlechtes Gewissen haben zu müssen. Wichtig ist, dass die Krankheit nicht alleinbeherrschendes Thema im Umgang miteinander ist.

Gemeinsame Familienerlebnisse jenseits der Krankheit verbinden Großeltern, Eltern und Kinder. Wie wäre es zum Beispiel mit einem gemeinsamen Ausflug in den Zoo oder einem gemeinsamen Picknick? Großeltern freuen sich sehr, wenn ihre Hilfe und ihr Engagement anerkannt werden. Ein zusammen mit dem Kind selbst gebasteltes Geschenk oder ein von Mama/Papa und Kind für Oma und Opa gebackener Kuchen sind tolle Gesten, einfach einmal „Danke“ zu sagen.

Rat und Info für Großeltern

Übrigens: Mehrfach hatte ich in meiner Beratungstätigkeit als Rheumafoonerin und Landeselternsprecherin mit Großeltern zu tun, die sich mehr Informationen zum Krankheitsbild wünschten. Gerne beraten wir Rheumafooner neben betroffenen Eltern auch betroffene Großeltern. In Bremen ist auch die Teilnahme von Großeltern mitsamt betroffener Familien an den Familienwochenenden möglich. So können diese an den ärztlichen Vorträgen teilnehmen und in vielen persönlichen Begegnungen mit anderen Betroffenen ihr Wissen erweitern. Sollten sich genug betroffene Großeltern zusammenfinden, wäre auch ein reines „Großelternseminar“ oder ein Forum für betroffene Großeltern eine tolle Sache! 

 

Zur Autorin:

Silke Metke ist Rheumafoonberaterin und dreifache Mutter mit zwei an Rheuma erkrankten Kindern sowie Oma einer siebenjährigen Enkeltochter.